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Reseña
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09.04.2016 gegen 16:30 UhrDas Restaurant des GC Am Alten Fliess hat seit einiger Zeit einen (zwei) neue/n Betreiber.Das Sunset wirbt mit kreativer, saisonaler Küche sowie kulinarischen Highlights und Überraschungen. Ein junges, dynamisches Team sei bestrebt, auch außergewöhnlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Das machte uns nach der Golfrunde neugierig.Die beiden Herren Betreiber haben sich mit diesem Versprechen eine hohe Messlatte gesetzt: bei derartigen Versprechungen muss man auch liefern können. Wir betraten das Restaurant und wurden von dem ausgesuchten Tisch im (leeren) Wintergarten verscheucht, da die Tische im Wintergarten zwar eingedeckt waren, diese nach Ansage des Kellners jedoch nur Gästen vorbehalten sind, welche nach 18:00 Uhr eintreffen und von der Abendkarte essen. Gut, dass wir das heute gelernt haben!Wir durften dann im (ebenfalls leeren) Eingangs-/Durchgangsbereich Platz nehmen und von der Kleinen Karte -Klassiker- (durchgehend) auswählen.Mein Mann bestellte uns je ein Glas vom offenen Grauburgunder, dann entschieden wir uns für folgende Schmankerl:Er, ob seiner derzeitigen Vorliebe für sämtliche Gerichte, die möglichst weder Kohlenhydrate, noch Fette, noch Kalorien enthalten, einenCaesar Salat: Eisbergsalat, Caesar Dressing, Croutons, Parmesan, mit oder ohne Bacon, Putenbruststreifen, zu 11,90 €,Natürlich "mit Bacon" - das nenne ich gelebte Konsequenz bei kalorienbewusster Ernährung! Leider hatte er es, getreu dem Motto: "Salat ist immer gut", vorab versäumt, sich den Cholesterin- und Kaloriengehalt sowohl des Bacons, als auch eines echten Caesar-Dressings bewusst zu machen. Dass es nicht zu dem Cholesterinschub kommen würde, konnte man ja vorher nicht wissen.Meine Wenigkeit, da ich von den Vorschuss-Lorbeeren, welche der Betreiber sich selbst auf die Fahne schreibt, erstmal überzeugt werden möchte, bestellte den unspektakulären, aber durchaus anspruchsvollen Club Burger: 150 g Rindfleisch, Apfel-Mayo, Rucola, Rauchsoße, Tomate, Gurke, mit oder ohne Bacon, Gouda, dazu Pommes, zu 8,10 €, aber bitte ohne Bacon!Richtig gespannt war ich auf die Apfel-Mayo zu meinem Burger. Da ich verschiedentlich Relishes und Chutneys selber zubereite, die zu einem Burger perfekt passen könnten, war die Vorfreude relativ groß, denn ich lerne immer gerne dazu! Dennoch waren mir die Zutaten noch nie in Kombination begegnet, weder zuhause, noch in bekannten Sterne-Restaurants, und der Dialog von Apfel und Mayonnaise erschien mir (neutral ausgedrückt) doch sehr experimentierfreudig und wagemutig. Dennoch wollte ich mich positiv überraschen lassen und vertraute auf das kulinarische Können des Küchenmeisters.Nichts Böses ahnend.Das Feuerwerk der Sinne begann mit dem Caesar Salat, der zwar die auf der Speisekarte beschriebenen Komponenten enthielt, jedoch mit Ausnahme des Dressings. Nichts drauf, Salat ohne Dressing und nach Angabe meiner anderen Hälfte staubtrocken und ohne jeden Geschmack. Dies war zwar einem kalorienbewussten Ernährungskonzept sehr zuträglich, war jedoch nicht das, was angeboten und bestellt wurde. Jedoch hat er ohne Murren und Knurren seine Portion artig in sich hinein gemümmelt. Mein Burger: auf der einen Seite des Tellers lag der Burger, auf der anderen Seite lagen die Pommes.Auf der Suche nach der Apfel-Mayo habe ich zunächst den Deckel des Brötchens abgenommen. Das Patty war ein handelsübliches TK-Fertigprodukt. Auf dem Patty lag eine zerschmolzene Scheibe Käse. Unter dem Patty auf der Unterseite des Brötchens befand sich eine Handvoll Rucola sowie je eine Scheibe Tomate und Salatgurke. Naturbelassen, ohne alles. Pur, staubtrocken, langweilig.Das Feuerwerk der Sinne entwickelte sich alsdann zu einem grandiosen Finale: Die zuerst abgenommene, obere Brötchenhälfte war an der Schnittseite (zum Patty hin) offenbar sehr sparsam mit einer rotbraunen Masse (Barbecue-Rauch-Ketchup?) bestrichen worden; jedenfalls war davon nichts mehr vorhanden, außer der rotbraunen Verfärbung der Brötchen-Innenseite. In der Mitte dieser Brötchenhälfte befand sind zentral ein heller Fleck von der Größe eines 20-Cent-Stücks (siehe Foto 1, Fleck am Ende des Schnittlauch-Halmes).Verzweifelt suchte ich die Apfel-Mayo.Nachdem meine andere Hälfte sich eifrig an der Suche beteiligt hatte und wir beide nicht fündig wurden, riefen wir den Kellner heran. Wir baten um Aufklärung und um Nachreichen der Apfel-Mayo. Der Kellner verschwand in der Küche, kam kurz darauf wieder zu uns an den Tisch und erklärte uns, bei dem kleinen hellen Fleck in der Mitte der Brötchenhälfte würde es sich um die Apfel-Mayo handeln. Die sei natürlich inzwischen eingezogen in das Brötchen und daher geschmolzen und nur noch von der hellen Farbe her sichtbar.Ich fühlte mich, um es politisch korrekt auszudrücken, zum Narren gehalten. Dies teilte ich dem Kellner auch mit. Worauf er erneut in die Küche verschwand, um dann mit einem kleinen, eierbecherartigen Porzellantöpfchen zurück zu kommen, uns dies auf den Tisch stellte und das Ganze mit "da ist die Apfel-Mayo" proklamierte.Der Inhalt des Eierbechers sah aus, wie schonmal gegessen und schmeckte wie verdünnter Essig: eine hellbraune, flüssig-sämige Masse, die ausschließlich nach Balsamico-Essig schmeckte, jedoch eindeutig weder nach Apfel, noch nach Mayonnaise.Nicht glaubend, dass es sich bei dieser Masse um das Gleiche handelt, wie der winzige, helle Fleck auf dem Brötchen, strich ich etwas von dieser Masse gleich neben den hellen Fleck auf das Brötchen, um zu sehen, ob dieser sich gleichermaßen farblich entwickeln würde, wie der Original-Fleck. Was er natürlich nicht tat!Die Masse aus dem Eierbecher zog nicht in das Brötchen ein, sondern blieb auf der Oberfläche. Auch farblich bot sich hier im direkten Vergleich ein völlig unterschiedliches Bild (Foto 2).Wiederum riefen wir den Kellner, welchem wir mitteilten, dass es sich bei der Essig-Masse nicht um eine Apfel-Mayo handeln könne, da kein Apfel-Geschmack vorhanden war.Dieser hörte sich unseren Einwand an, verschwand wiederum in der Küche, um sofort anschließend wieder zu uns an den Tisch zu kommen, bepackt mit einem Schraubverschluss-Glas und einer Flasche. Mit einem trotzigen Versuch der Rechtfertigung strebte nun das kulinarische Highlight für den Gast mit außergewöhnlichem Anspruch (siehe homepage des Restaurants) seinem fulminanten Höhepunkt entgegen: Bockig hielt mir der Kellner ein Glas mit rheinischem Apfelkraut und eine Flasche Essig vor die Nase. Er dozierte folgendermaßen: "Das Apfelkraut und der Essig werden verrührt, daraus entsteht die Apfel-Mayonnaise."Soviel geballte Kompetenz muss man erstmal gedanklich sacken lassen. Ob dieser Kernaussage starrte ich ihn ungläubig an und warf noch den zögerlichen Einwand ins Rennen, woher dann die hellbraune Farbe kommt, das Apfelkraut ist rabenschwarz und der rotbraune Essig verändert die Farbe des Apfelkrauts auch nicht. Dies retournierte der Kellner mit der Antwort: Ja, wenn man das verrührt, dann wird das eben so hell wie Mayonnaise.Lieber Koch und Betreiber:Manche Gäste mögen etwas unwissend bis dumm sein. Aber so dumm dann auch wieder nicht!Apfelkraut + Essig = keine Apfel-Mayonnaise.Apfelkraut + Essig = Apfelkraut-Essig! Punkt.Selbst, wenn man -ich nehme das zu Ihren Gunsten mal an- schlichtweg vergessen hätte, dem dummen Gast zu erklären, dass man in das Apfelkraut-Essig-Gemisch anschließend natürlich noch Mayonnaise einrührt, wird aus dem Gesamtbrei immer noch keine Apfel-Mayonnaise!Das ist bestenfalls so, als ob ich ein Stück Erdbeerkuchen auf der Karte anbiete, und dem Gast ein Stück Tortenboden serviere, der mit Konfitüre bestrichen ist!Geschmacklich war diese Entgleisung im Eierbecher eine Zumutung. Als Beilage zum Burger würde ich hier jedes Fertigprodukt der Ketchup- und Saucenfraktion vorziehen!Ob es auf der Speisekarte erwähnenswert ist, einen 20-Cent-Stück großen Fleck als besondere Beilage zu erwähnen, die gleich hinter dem Burger die erste Nebenrolle spielt, sei dahingestellt.Die Beschreibung des Gerichts auf der Karte war per Definition falsch. Da gibt es keinen Rechtfertigungs-Spielraum.Eine Apfel-Mayonnaise ist etwas Anderes. Wenngleich ich eine solche "Erfindung" niemals anbieten würde, das kann nur in die Hose gehen...Die Pommes waren aufgewärmt und salzfrei, der offene Weißwein war ganz OK, aber nicht mit Wiederholungsfaktor. Werbeslogan auf der Homepage: Das Sunset im Golfclub Am Alten Fliess verbindet, was zusammen gehört.Die fragwürdige Verbindung von Apfel und Mayonnaise gehört an dieser Stelle eindeutig nicht zusammen. Fazit:Eine kulinarische Überraschung haben wir hier tatsächlich erlebt; aber anders, als gedacht. Für den eiligen Snack nach der Golfrunde für die meisten Gäste sicher durchaus OK und "gut geschmeckt". Für diejenigen Genießer, die mit außergewöhnlichen Ansprüchen (siehe Werbeslogan eingangs) hier erscheinen, eine sichere und bittere Enttäuschung. Und bei der Beurteilung des eigenen Könnens bitte die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen...Guten Appetit!