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Reseña
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... wieder Licht in den wunderschönen Jugendstilräumen (man beachte die dekorative Linkrusta-Tapete!) der Olgastraße 133 B. Nach längerer Vakanz unter dem zweifach legitimierten Namen (1903 als "Schweizerhof" gegründet!) nun vom hoch gelobten Koch der Botnanger "Boteca del vino" Gero Schweizer wieder belebt. Kleinere Anlaufschwierigkeiten (Reservierungssystem, Kartenzahlung, dudelige Hintergrundmusik) seien verziehen. Das Angebot beschränkt sich auf zwei viergängige Menüs. Meine Begleitung wählte das "Land"-, ich das "Wasser"-Menü: wenn man von individuellen Würzvorlieben absieht, beide untadelig, sternenah gestaltet und mit 58 bzw. 61 Euro ausgesprochen preisgünstig. Einzelne Impressionen: Dem süffig karamelisierte Ziegenfrischkäse verliehen die feinen Linsen den nötigen Biss, die beigegebenen "Gemüseperlen" fungierten eher als "Teller-Ikebana"; das Vitello tonnato glänzte bei unbestreitbarer Produktqualität vor allem durch die originelle Fältelung. Als warmer Zwischengang setzten ein kerbel-aromatisiertes Spargelsüppchen und ein zitronen-leichtes Spargel-Risotto ausgesprochen leckere saisonale Akzente. Beim Hauptgang erfreuten Fisch und Fleisch mit perfekter Garung, während die Beilagen etwas undeutlich in Erscheinung traten. (Bei einem 4-Gänge-Menü darf der Hauptgang durchaus auch Sättigungsqualitäten aufweisen, während der etwas "verzwungene" Gruß aus der Küche und das Prä-Dessert entbehrlich sein können.) Auf der Weinkarte wünscht man sich die Anzeige von glasweisem Ausschank und einen ordentlichen Champagner; die begleitenden Weine passten gut, erreichten jedoch etwas wenig Eigenständigkeit. Der junge, kompetente Service verströmte Sympathie, und der Chef war angenehm dialog-interessiert präsent. Also: rundum gute Voraussetzungen für den 5. Punkt! Ob der Spagat zwischen Sterneanspruch und einer Spitzen-Bistro-Küche auf Dauer geschäftlich produktiv ist, kann bezweifelt werden: Ich jedenfalls wünsche mir in der direkten Nachbarschaft eine gehobene, aber alltagstaugliche Schweizer-Küche zur häufigen Einkehr! Und neben dem Stern gibt es ja noch den schwäbisch-soliden "bib"-Gourmand.